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Spezifische Barrieren für Frauen mit Migrationshintergrund

Doppelte Hürden stehen Migrantinnen-Karrieren im Weg

In der Studie der FH Bielefeld zum Thema „Migrantinnen in Führungspositionen“ wurden wesentliche Übereinstimmungen bei den Barrieren für karriereorientierte Frauen mit und ohne Migrationshintergrund festgestellt, aber auch migrantinnenspezifische Schwierigkeiten identifiziert (vgl. Franken/Christoph 2014). Qualifizierte Migrantinnen haben neben den frauentypischen Hindernissen noch spezifische Barrieren aufgrund kultureller Herkunft zu überwinden.

Die Top-5 der Barrieren für Migrantinnenkarrieren sehen wie folgt aus:

Die meisten befragten Migrantinnen, die es geschafft haben, eine Führungskarriere zu machen, berichten über ihre Erfahrungen mit der Männerdominanz und mit den Männer-Netzwerken, die Frauen von vorne rein ausschließen. Die Frauen - auch bei der vorhandenen Kompetenz - kommen einfach nicht in Frage, werden ausgebremst.

Wegen der schlechten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die auf fehlende Möglichkeiten der Kinderbetreuung oder familienunfreundliche Termine (z.B. Meetings nach l7 Uhr) zurückgeht, können qualifizierte Frauen (mit und ohne Migrationshintergrund) ihre Potenziale nicht voll entfalten. Bei Migrantinnen wiegt die Barriere der Doppelbelastung durch Familie und Beruf aus zwei Gründen aber noch deutlich schwerer: Qualifizierte Migrantinnen haben um 7% häufiger und im Durchschnitt auch mehr Kinder als Akademikerinnen ohne Migrationshintergrund. Besonders dann, wenn kein familiäres Netzwerk zur Verfügung steht (Großfamilie in der Nähe), ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein großes Hindernis. 

Ein weiterer Faktor, den qualifizierte Migrantinnen als bedeutend ansehen, ist das in der Gesellschaft immer noch vorherrschende traditionelle Geschlechterrollenverständnis. Vereinfacht ausgedrückt bedeutet das, dass der Mann für „Männeraufgaben“ zuständig sein soll, die Frau hingegen für „Frauenaufgaben“. Dass eine Frau, die eine Karriere anstrebt, damit in eine kontroverse Stellung gerät, wird schnell klar.

Der auf den Frauen lastende Leistungsdruck hat häufig mit einem mangelnden Selbstvertrauen zu tun sowie mit dem Wunsch, Karriere und Familie unter Hut zu bekommen. Interviews mit den Frauen zeigen, dass eine Unterstützung seitens der Familie und insbesondere des Lebenspartners von entscheidender Bedeutung ist, um Mut zu fassen und eine Karriere zu wagen. Außerdem haben Migrantinnen weniger Vorbilder und kaum Unterstützung durch die Netzwerke, die eine erfolgreiche Karriere begünstigen (vgl. Franken/Christoph 2014). Die Frauen mit und ohne Migrationshintergrund sehnen sich demnach nach Frauen, die den Weg schon gegangen sind und zeigen, dass es möglich ist.

Frauen mit Zuwanderungsgeschichte berichten darüber hinaus über Diskriminierungen aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit (z.B. das Tragen von religiösen Symbolen, wie Kopftuch) sowie sicht- und hörbare Merkmale (wie Name, Akzent, Hautfarbe, abweichendes Aussehen). Laut der Antidiskriminierungsstelle des Bundes werden Migrantinnen und Migranten allein wegen eines ausländisch klingenden Namens seltener zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Bei Behörden wie Jobcentern, Agenturen für Arbeit oder auch bei Personalverantwortlichen in Unternehmen und Organisationen sind diskriminierende Äußerungen keine Seltenheit.

 © Dieses E-Learning-Modul basiert auf dem Fachbuch "Qualifizierte Migrantinnen in Deutschland. Status quo, Erfolgsfaktoren, Mehrwert" von Swetlana Franken, Inda Kapetanović, Stefanie Pannier, Malte Wattenberg, erschienen im Shaker Verlag (2016).