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Systematische Ideenproduktion...

...oder wie man Ideen am Fließband produziert!

Der Ideen-Produktions-Prozess ist einfach und besteht aus drei Prozessschritten. Alle drei Schritte sind gleich wichtig und müssen nacheinander durchlaufen werden. Nicht mischen, nichts weglassen. Wie bei der Autoproduktion. Zuerst wird die Karosserie zusammengebaut, dann wird lackiert und dann werden alle anderen Teile einmontiert. Mischen impossible.

Kleines Gedankenspiel
Damit Sie sich in Ihre Rolle als IdeenproduzentIn besser hineinversetzen können, ziehen Sie sich imaginär oder auch gerne real einen Blaumann oder eine Arbeitsschürze an. Sie betreten jetzt die Ideen-Fabrikhalle 1 und erhalten die Fragestellung, zu der Sie heute Ideen produzieren sollen. Zum Beispiel: "Was müssen wir tun, um mit unseren Kunden besser zu kommunizieren?" oder "Wie sieht das Bankgeschäft 2020 aus?" oder "Wir sind zu langsam. Wie können wir den Arbeitsprozess XY optimieren?" oder "Wie können wir unsere Verwaltung entschlacken und Geld einsparen?" oder "Wo und wie findet die nächste Weihnachtsfeier statt?" oder…

Sie verbringen die ersten Stunden des Tages in der Abteilung "Sammeln". Sie arbeiten im Team. Alle notwendigen Werkzeuge liegen bereit.

Ziel von Schritt 1 "Sammeln"

So viele Ideen wie möglich zusammentragen, alles, was Sie bekommen können. Je unterschiedlicher, umso besser. Masse statt Klasse.

Wichtig

Keinerlei Kritik und Wertung, kein Hinterfragen von Sinnhaftigkeit, möglichen Zusammenhängen und Konsequenzen, Machbarkeit oder ähnlich störende Gedanken. Die Realität wird komplett ausgeblendet. Was für ein Denkluxus!

Motto
Spinnen ist Pflicht!

Werkzeug
Wie jeder Produzent braucht auch der Ideenproduzent entsprechendes Handwerkszeug. Das sind in diesem Fall Kreativitätstechniken, die viele verschiedene Ideen hervorbringen und wildes Denken ermöglichen, z.B. Brainstorming, Brainwriting-Methoden, Reizwort, Kopfstand, alle Formen von Perspektivenwechsel, World Café, das Superherogame oder das IKEA-Spiel und die MacGuyver-Methode. Die Kreativitätstechniken finden Sie ausführlich auf den folgenden Seiten "Techniken und Werkzeuge".

Generell gilt: Alle Kreativitätstechniken sind nur Werkzeuge, die den Prozess unterstützen. Nicht jedes Werkzeug passt für jede Aufgabenstellung und – wie im echten Leben – nur Übung macht den Meister. Selbst wenn ich weiß, wie eine Motorsäge funktioniert und zudem eine besitze, heißt das noch lange nicht, dass ich damit auch umgehen kann.

Ergebnis
Mehrere 100 bis 1.000 Rohideen, Ideenfetzen, Inspirationen.
Nach 3 bis 4 Stunden ist Schritt 1 "Sammeln" abgeschlossen. Sie und Ihr Team haben sich eine Pause verdient.

Danach gehen Sie mit Ihren Mitproduzenten zurück in die Ideenfabrik. Alle Ideen aus Schritt 1 hängen bereits an den Wänden, wurden auf Tischen ausgebreitet oder über Beamer an die Wand geworfen. Überall Flipcharts, Moderationskarten, Zeichnungen, Modelle, Kollagen, Arbeitspapiere, Ergebnisse aus der Trendforschung, Produkte, Bücher, Inspiratives. WOW!  Genießen Sie kurz die Begeisterung über sich selbst und Ihre eigene Arbeit.

Ziel von Schritt 2
Aus der Masse der Roh-Ideen werden konkrete Top-Ideen formuliert.
Dazu werden die Roh-Ideen in verschiedenen Schritten gefiltert, verworfen, kombiniert, adaptiert, verändert, ergänzt, hinterfragt, diskutiert und verfeinert.

Werkzeug
Kreativitätstechniken wie Disney-Methode, deBonos Hüte, Extremfragen, moderierte Diskussionen etc. Beispiele finden Sie auf den folgenden Seiten "Techniken und Werkzeuge".

Ergebnis
Am Ende halten Sie ein bis fünf Top-Ideen in Händen, die bis zum Projektstatus ausgearbeitet sind. Jetzt kommt die Realität wieder ins Spiel, rege Diskussion ist erwünscht. Bearbeitet werden wichtige Parameter wie z.B. Beschreibung der Idee, Zielgruppe der Idee, Nutzen für die Zielgruppe, Umsetzungsschritte, Meilensteine, Ressourcen (Zeit, Geld, Wissen, Personen etc.), mögliche Widerstände, verantwortliche Treiber, Kommunikationsmedien, konkrete erste To Do’s etc.

Tipp
Im Schritt 2 sollte das Team variiert werden. Jetzt kommen zudem diejenigen ins Spiel, die für die weitere Umsetzung verantwortlich sind, die o.k. sagen müssen, Geld geben, Ressourcen zur Verfügung stellen oder das Ganze vermarkten und verkaufen sollen.

Muss das sein?
Kritische Geister unter Ihnen fragen sich jetzt möglicherweise: Wozu der ganze Aufwand? Zuerst mühe ich mich ab, Unmengen von Rohideen zu produzieren, um diese beängstigende Masse anschließend wieder klein machen? Genau. Das ist der entscheidende Trick bei der Ideenproduktion.

Wenn Sie am Ende des Prozesses etwas wirklich Neues möchten, eine Killerapplikation oder die Innovation, die den Markt aufmischt, wenn dort eine bis zehn Ideen mit Zukunftspotenzial auf dem Tisch liegen sollen, dann brauchen Sie dafür viel und unterschiedlichstes Ausgangsmaterial. Die Chance, dass bei einer Menge von 1.000 Roh-Ideen die eine oder andere Innovation oder zumindest eine neue Lösung dabei sein könnte, ist wesentlich größer als bei einer Ausgangsmenge von zehn Roh-Ideen. Die meisten firmeninternen Brainstormings oder Ideensessions sind zu kurz, zu eng und zu klein gedacht. Die mühsam errungenen zehn kleinen Ideechen verenden häufig schon kurz nach ihrer Geburt, noch bevor sie Schritt 2 erreicht haben.

Sie haben es fast geschafft. Sie sind jetzt kurz vor dem Ende der Ideenproduktionsstraße angelangt. Fast fertig.

Bitte noch nicht zurücklehnen und zufrieden sein, denn es fehlt noch der letzte Schritt.

Die neuen Ideenpflänzchen sind noch sehr zart. Nichts einfacher als eine gute Idee genau jetzt kaputt zu treten. Das passiert häufig, wenn man als Ideenproduzent vergisst, die Idee auch gut zu verpacken, sie attraktiv darzustellen, zu visualisieren, ihr Leben einzuhauchen, sie in schönstem Licht erstrahlen zu lassen und sie so beeindruckend zu präsentieren, dass andere begeistert "JA. MACHEN!" rufen und zur Umsetzung den Weg frei räumen.

Tipp
Denken Sie jetzt bitte nicht an eine Powerpoint-Präsentation. Denken Sie lieber an starke Bilder, Emotionen und Präsentatoren, die andere mitreißen und für Ihre Idee kämpfen. Leidenschaft und ein gewisses Showtalent können dabei nicht schaden.