Kompetenzprofil erstellen
Was habe ich zu bieten?
Nach den bisherigen Ausführungen ist sicher deutlich geworden, dass für ein Kontrollgremium eine Vielzahl von Kompetenzen, Fähigkeiten und Erfahrungen nutzbringend sein können. Aber keine Sorge: Nicht jedes Mitglied muss alle Kompetenzen selbst mitbringen!
"Der Aufsichtsrat ist so zusammenzusetzen, dass seine Mitglieder insgesamt über die zur ordnungsgemäßen Wahrnehmung der Aufgaben erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und fachlichen Erfahrungen verfügen."
So steht es im Deutschen Corporate Governance Kodex. Das Qualifikationsprofil des Aufsichtsrats als Gremium ergibt sich also immer erst aus der Summe der individuellen Qualifikationsprofile der einzelnen MandatsträgerInnen. Wenn jedes einzelne Mitglied Experte/in auf mindestens einem klar abgrenzbaren Kompetenzfeld (z.B. Finanzen, Technologien, Märkte, Produkte, Personal) ist und sich diese in der Gesamtheit komplementär ergänzen, werden alle für das Unternehmen relevanten Arbeitsfelder abgedeckt.
Denken Sie bei der Zusammenstellung Ihres Kompetenzprofils nicht nur an Erfahrungen, die Sie im Beruf gesammelt haben, sondern an alle Lebensbereiche, in denen Sie Kompetenzen erworben haben. Keine falsche Bescheidenheit! Nützliche Kompetenzen können auch in der Familie, auf Reisen, im Ehrenamt oder in der Freizeit erworben werden. Schreiben Sie alles auf, was Sie besonders gut können und was in einem Kontrollgremium gewinnbringend sein kann: neben Branchen- oder Produktkenntnissen, sind eben auch ein guter Geschäftssinn, Kommunikations- und Moderationsfähigkeiten oder auch die Fähigkeit zum Querdenken und der Mut, auch kritische Fragen zu stellen, interessant – genauso wie Ihre Kontakte und Netzwerke.
Zwar sind auf der Arbeitnehmerseite teilweise andere Kompetenzen ausschlaggebend für eine Nominierung und die Wahl in den Aufsichtsrat, aber auch die Arbeitnehmervertreterinnen müssen sich häufig gegen männliche Konkurrenten durchsetzen. Daher ist es in jedem Fall sinnvoll, die eigenen Kompetenzen klar kommunizieren zu können.
© Dr. Karin Reichel, Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung (HTMI) der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)