
Fachkompetenzen
In Kontrollgremien sind auf Anteilseignerseite Ex-Vorstände und Führungskräfte mit spezifischem Wissen über das Unternehmen selbst (seine Prozesse, Strategien und Zielsetzung) sowie inhaltlicher Expertise sehr beliebte Mitglieder. Nach Meinung vieler Expert(innen) sollte diese Zielgruppe bei der Suche nach potentiellen Mitgliedern aber nicht die einzige sein. Zwar bringen die genannten Insider spezifische Informationen und spezialisiertes Wissen ein, sind aber eher „betriebsblind“ als Externe sowie meist weniger unabhängig als diese.
Externe BranchenkennerInnen, (Ex)-Vorstände und Führungskräfte anderer Firmen (sogenannte „Business Experts“) bringen ebenfalls spezifisches Wissen über Entscheidungsprozesse in Unternehmen sowie das Markt- bzw. Wettbewerbsumfeld mit und sind zudem weniger voreingenommen. Damit können sie alternative Sichtweisen, neue Ideen und unternehmensübergreifende Informationen in das Aufsichtsgremium einbringen und können durch die größere Unabhängigkeit die Glaubwürdigkeit des Gremiums erhöhen.
Andere Berufsgruppen (z.B. RechtsanwältInnen, BankerInnen, Marketing-ExpertInnen, PersonalberaterInnen) können als sogenannte „Support Specialists“ ihr spezifisches Wissen über spezielle Unternehmensfunktionen beisteuern und in vielen Fällen den Informationsfluss zu wichtigen externen Stellen sowie den Zugang zu Ressourcenquellen und UnterstützerInnen erleichtern.
Last but not least können beispielsweise WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen oder VertreterInnen der Zivilgesellschaft ihre Expertise über die Unternehmensumwelt jenseits des Produkt-Markt-Wettbewerbs einbringen und den Informationsaustausch mit einflussreichen gesellschaftlichen Gruppen gewährleisten. Diese „Community Influentials“ können auch als Interessenvertretung nach außen fungieren und tragen damit ebenfalls zur Legitimität des Gremiums bei.
© Dr. Karin Reichel, Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung (HTMI) der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)