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Das ABC der Gehaltserhöhung

Anfangsgehalt
Sogar wenn Sie händeringend eine Stelle suchen, darf Ihre Gehaltsforderung nicht nach "Ausverkauf" riechen. Sonst schließt der neue Chef aus dem geringen Preis, dass Ihre Arbeitskraft am Markt nicht gefragt ist. Eine Gehaltsforderung im oberen Drittel signalisiert: Sie sind eine gefragte Spitzenkraft.

Beförderung

Wenn Ihr Chef Sie befördert, dann weil Ihre Leistung aus dem Durchschnitt ragt – also muss auch Ihr Gehalt nach oben! Mindestens um 10 bis 15 Prozent. Schließlich lädt der Aufstieg zusätzliche Verantwortung und Arbeit auf Ihre Schultern. Lassen Sie sich nie mit einem Titel abspeisen!

Coach

Im Idealfall gewinnen Sie einen Verbündeten, der selbst schon Chef war - und deshalb genau weiß, wie Sie Ihren Chef überzeugen. Gemeinsam legen Sie ein Gehaltsziel fest und eine Strategie, um es zu erreichen. Der Coach unterstützt Sie, berät Sie, macht Ihnen Mut. Dieses Einzeltraining erhöht Ihre Chancen auf mehr Gehalt erheblich.

Duckmäuser
Duckmäuser führen ihre Leistung so kleinlaut im Mund, als müssten sie sich dafür entschuldigen. Sie flüstern in der Verhandlung, statt klar zu sprechen. Sie bitten, statt zu fordern. Und sie gehen gekrümmt, statt Rückgrat zu zeigen. Bei allem, was der Chef sagt, nicken sie. Sogar beim "Nein" zu ihrem Gehaltswunsch. Mit Mut kommen Sie weiter!

Erpressen

Erpressen Sie niemals Ihren Chef in der Gehaltsverhandlung! Wenn er wählen kann, was er lieber verliert, einen guten Mitarbeiter oder sein Gesicht – er wird sich gegen Sie entscheiden! Setzen Sie positive Erwartungen in ihn, etwa: "Gerne würde ich weiter mit ganzer Kraft für Ihre Firma arbeiten. Ich vertraue auf Ihre Urteilsfähigkeit, auch in der Gehaltsfrage. Also..."

Firmengröße

Je größer eine Firma ist, desto höher ist in der Regel das Gehaltsniveau, nicht nur in den Chefetagen. Allerdings können Sie sich in kleineren Firmen mit Ihrem Wissen und Ihren Kontakten viel schneller unentbehrlich machen. Das erhöht Ihre Gehaltschancen!

Gehaltsgespräch

Denken Sie aus der Perspektive Ihres Chefs: Welche Gründe hat er oder sie, Ihr Gehalt zu erhöhen? Haben Sie Ihre Leistung ausgebaut? Können Sie auf außergewöhnlichen Einsatz verweisen? Lässt sich das Ganze mit Zahlen belegen? Am besten führen Sie eine Leistungsmappe über Ihre Arbeit. Sehen Sie den Chef nicht als Gegner an – gewinnen Sie ihn (oder sie) als Verbündeten! Ihre Argumentation, Ihre Taktik und Ihre Rhetorik entscheiden.

Heimlichtuer
In Sachen Gehalt sollten Sie Ihren Kollegen gegenüber ein Heimlichtuer sein. Kündigen Sie nicht an, wann Sie zum Chef gehen und was Sie fordern werden. Behalten Sie für sich, was Sie durchgesetzt haben. Nie schnallt der Chef die Spendierhose enger, als wenn er fürchten muss: Morgen kommt der nächste mit einer Forderung...

Idealsituation

Eine Idealsituation für mehr Gehalt: Ihr Unternehmen wird seinen Umsatz im laufenden Jahr verdoppeln, durch einen Großkunden, den Sie an Land gezogen haben. Ihre Branche boomt schneller, als die Green Cards gedruckt werden. Und nun ist Ihr Chef auch noch zum "Unternehmer des Jahres" gewählt worden... Ganz im Ernst, Sie sollten alle genannten Faktoren prüfen: Haben Sie Spitzenleistungen vollbracht? Wie geht es Ihrem Unternehmen und Ihrer Branche. Und: Wie steht das Stimmungsbarometer beim Chef?

Jahresgespräch
Das jährliche Leistungsgespräch ist eine gute Gelegenheit, um eine Gehaltsforderung anzubringen. Gerade dann, wenn der Chef mit Ihrer Leistung zufrieden ist und Sie gemeinsam hohe Ziele für die Zukunft definieren. Daneben bietet es sich an, die konkreten Leistungsziele mit einer Prämie zu verknüpfen.

Kritik
Kritik ist ein beliebtes Mittel, mit dem der Chef Ihren Gehaltswunsch abwehren will: Sie heben eine besondere Leistung hervor – der Chef verweist im Gegenzug auf einen Fehler von Ihnen. So soll die Gehaltswaage, die schon zu Ihren Gunsten stand, wieder ins Gleichgewicht gebracht werden. Gegenmittel: Lassen Sie sich nicht auf einen für Sie ungünstigen Nebenkriegsschauplatz locken – wiederholen Sie bestimmt Ihr Argument.

Leistung
Leistung macht ungefähr 10 Prozent Ihres (Gehalts-) Erfolges in der Firma aus. Die restlichen 90 Prozent hängen davon ab, wie geschickt Sie Ihre Leistung verkaufen und wie gut Ihre Drähte zu den Entscheidungsträgern sind. Das bedeutet: Vollbringen Sie weiterhin Heldentaten – aber sorgen Sie mit derselben Energie dafür, dass andere davon erfahren.

Mut
Mut ist eine wichtige Voraussetzung, damit Sie Ihre Gehaltsforderung selbstbewusst vertreten können. Machen Sie sich bewusst: Ihr Chef ist ein Geschäftsmann (-frau), Sie sind es auch. Wenn Sie Ihre Leistung verbessert haben, ist es nur natürlich, dass auch Ihr Preis, also das Gehalt, steigt.

Nullrunde

Wenn Sie Nullrunden tatenlos hinnehmen, laufen Sie Gefahr, dass der Chef Sie bei künftigen Gehaltsforderungen nicht mehr ernst nimmt. Im Idealfall sind Sie wild entschlossen, Ihre Gehaltsforderung durchzusetzen – zur Not in einer neuen Firma.

Option
Eine Option auf Aktien bietet Chancen und Risiken. Gerade in leitenden Funktionen machen Belegschaftsaktien einen nicht unwesentlichen Teil der Bezahlung aus. Dennoch sollten Sie auf ein solides Grundgehalt achten, gerade bei Firmen der New Economy: Genauso schnell, wie die Aktienkurse steigen, können Sie abstürzen.

Prämie
Die Prämie ist eine einmalige Leistung neben dem Grundgehalt und wird jedes Jahr neu vereinbart. Sie ist gebunden an ein Leistungsziel, das schriftlich fixiert werden sollte. Am besten mit nachprüfbaren Zahlen. Wird Ihre Leistung subjektiv gemessen, etwa nach "Zufriedenheit", laufen Sie Gefahr, dass sich der Chef "unzufrieden" stellt, um zu sparen.

Querulanten
Querulanten –  oder alle, die der Chef dafür hält – haben bei Gehaltsverhandlungen keine Chance. Wer zum Beispiel seine Gehaltsforderung damit untermauert, dass auch "Herr Müller, Herr Schulz und Frau Maier mit Ihrem Verdienst unzufrieden sind", hat schon verloren.

Rhetorik
In einer Gehaltsverhandlung stehen und fallen Sie mit Ihrer Rhetorik. Körpersprache: Signalisieren Sie Ehrlichkeit, indem Sie beim Reden offene Handflächen zeigen? Oder wirken Sie durch verborgene Handflächen wie ein Lügner? Stimme: Klingen Sie fest und selbstbewusst? Oder piepsen Sie wie ein Mäuschen vorm Kater? Inhalt: Drücken Sie sich klar und verständlich aus – oder kommt beim Chef nur Kauderwelsch an? Nutzen Sie jede Chance, Ihre Rhetorik zu verbessern: Bücher, Seminare usw.

Spitzengehälter

Spitzengehälter wie sie oft an Chefs gezahlt werden, zeigen Ihnen: Wo die Firma ihren Vorteil sieht, ist sie durchaus bereit, viel Geld in Personal zu investieren. Merkwürdigerweise steigen die Chefgehälter auch in Krisenzeiten überproportional. Je wertvoller Sie sich für Ihren Chef machen, desto eher können Sie vom Geldfluss profitieren.

Taktik
Taktisch geschickt ist es im Gehaltsgespräch, wenn Sie Ihre wichtigsten drei Argumente in dieser Reihenfolge vorbringen: erst das zweitbeste (der Chef wird aufmerksam). Dann das drittbeste (der Chef hält dagegen, wägt sich als Sieger). Und dann, wenn’s um die Gehaltswurst geht: Ihr Top-Argument (die Waage kippt zu Ihren Gunsten). Nie sollten Sie ohne Ziele ins Gespräch gehen.

Understatement

Eigenlob wird uns von früher Kindheit an als Sünde, Bescheidenheit als Tugend gepredigt. Dennoch: Betrachten Sie sich wie ein Produkt, das nur verkauft wird, wenn die Werbung stimmt. Sie müssen den Chef von Ihren Vorzügen und Ihrer Leistung überzeugen. Understatement schadet nur.

Vorstellungsgespräche
Vorstellungsgespräche sind die beste Gelegenheit für einen Gehaltssprung von 20 bis 25 Prozent. Kommen Sie nicht von sich aus aufs Geld zu sprechen: Machen Sie Ihrem Verhandlungspartner erst den Mund wässrig. Dann lassen Sie sich einen Preis vorschlagen – vielleicht ist mehr drin, als Sie dachten. Für alle Fälle haben Sie sich drei Ziele zurechtgelegt. Schwindeln beim alten Gehalt ist gesetzlich erlaubt, sofern Sie eine Position antreten, die mit Ihrer alten nicht zu vergleichen ist.

Wagen

Ein Firmenwagen kann unterm Strich für beide Seiten die bessere Lösung als eine Gehaltserhöhung sein: Auf den Dienstwagen kann der Staat nämlich nur eine Steuerpauschale und keine Sozialabgaben erheben. Das ist Ihr Vorteil. Und der Chef setzt die Kosten als Betriebsausgaben ab.

XY

Die große Unbekannte in Ihrer Rechnung. Sie können in der Gehaltsverhandlung alles richtig machen – und doch scheitern. Für alle Fälle sollten Sie, z. B. mit einem Coach, alternative Wege zum Gehaltsziel erarbeiten. Manchmal hilft nur ein Wechsel der Firma.

Ziele
Gehen Sie immer mit drei Gehaltszielen ins Gespräch: einem Maximalziel, einem Minimalziel und einem Alternativziel. Stellen Sie zunächst Ihr Maximalziel in den Raum. Dann kann der Chef sich profilieren, indem er Sie runterhandelt. Aber nicht unter das Minimalziel, Ihre Schmerzgrenze! Und wenn der Verhandlungskarren feststeckt? Dann spannen Sie Ihr Alternativziel vor ihn, etwa eine Prämienlösung oder einen Dienstwagen.

© Wehrle, Martin, Geheime Tricks für mehr Gehalt, Berlin 2003, Econ-Verlag