"Schön dabei zu sein!"
Spitzenfrauen Business-Lunch zum Thema “Talentmanagement & Selbstpräsentation im virtuellen Raum“
Neun Spitzenfrauen aus verschiedenen Regionen, Branchen und Unternehmen in Baden-Württemberg fanden sich beim dritten Spitzenfrauen Business-Lunch am 22. April 2020 zusammen, um sich über “Talentmanagement & Selbstpräsentation im virtuellen Raum“ auszutauschen. Auch wenn der digitale Austausch ein persönliches Treffen nur bedingt ersetzen kann, freuten sich die Teilnehmerinnen nach eigenen Aussagen sehr auf den digitalen Austausch.
Zufällige informelle Gespräche fehlen
Diese besondere Zeit erfordert an vielen Stellen Umdenken, Neudenken, Andersdenken. Für bewährte „analoge“ Konzepte und Routinen werden allerorts Alternativen entwickelt, die einen fruchtbaren Austausch und weiterführende Ergebnisse ermöglichen. Doch das wertvolle informelle Netzwerken in der Kaffeeküche entfällt praktisch völlig, denn es ist nicht ohne Weiteres in das neue virtuelle Arbeitsumfeld übersetzbar. Haben hier nur oder vorrangig Frauen das Nachsehen? Sind Männer bessere digitale Netzwerker? Oder fällt es Frauen vielleicht sogar leichter, sich zu positionieren, weil sie routinierter mit Mehrfachbelastungen (Berufstätigkeit + Care-Arbeit) umgehen können?
Eine Möglichkeit für Führungskräfte, den Mangel an informellem Austausch auszugleichen, sind „private calls“, in denen bewusst nicht oder zumindest nicht prioritär über Business-Themen gesprochen wird. Hier hört man als Führungskraft schnell heraus, wie gut es im Homeoffice läuft, wie stark die Mitarbeitenden u. U. von der Doppelbelastung Homeoffice und Homeschooling gefordert sind und ob und wo Unterstützung nottut.
Homeoffice und unternehmerische Verantwortung
Das Homeoffice und die damit möglicherweise einhergehende Doppelbelastung durch Kinderbetreuung und Homeschooling wird von den Unternehmen ganz unterschiedlich betrachtet:
- Die einen ermöglichen Arbeitszeitreduzierung bei vollem Lohnausgleich und bauen dabei auf die Eigenverantwortung der Mitarbeitenden. Die Gefahr der Selbstausbeutung wird hier höher eingeschätzt als die Gefahr der „Unproduktivität“. Es wird daher klar kommuniziert „Bei Problemen bitte kein schlechtes Gewissen! Wir haben Vertrauensarbeitszeit und wissen auch, dass ihr nicht alles aufholen könnt.“ Auch ist man der Meinung, dass es sich hierbei nicht um ein privates, sondern ein gesellschaftliches bzw. unternehmerisches Problem handelt.
- In einem mittelständischen Unternehmen hat man strategisch schon immer auf den gesunden Altersmix geachtet als wichtige KPI im Management Reporting und daher weniger Probleme mit diesem Thema. Mit den wenigen betroffenen Mitarbeitenden wurden im Gespräch individuelle Lösungen entwickelt. Menschlich bleiben und flexibel sein lautet hier die Devise.
- In international operierenden Unternehmen spielt „nine to five“ oftmals ohnehin keine Rolle – die Arbeitszeiten müssen hier grundsätzlich flexibler angelegt sein. Vorstellbar ist es daher auch, die 8 Arbeitsstunden flexibel zwischen 6:00 und 22:00 Uhr unterzubringen und so Erwerbsarbeit und Care-Arbeit unter einen Hut zu bekommen.
- Als weiterer Ansatz kam zur Sprache, Homeoffice von der Möglichkeit für ungestörtes Arbeiten zuhause abhängig zu machen. Besteht diese Möglichkeit nicht, wir diesen Mitarbeitenden ein Einzelbüro im Unternehmen zur Verfügung gestellt. Die Frage ist in diesem Fall: Wer kümmert sich dann um die Kinder? Bleibt das automatisch an der Frau hängen?
Stärkere Wertschätzung für Leistung von Frauen
Berufstätigte Mütter haben schon immer zwischen Arbeit und Kindern „geswitcht“ und arbeiten oftmals bis spät abends. Prinzipiell ist festzustellen, dass viele Frauen aktuell gut mit der Ausnahmesituation umgehen können und mit der „gleichen Power weiter machen – Männer stöhnen mehr“. Die Erfahrung zeigt jedoch auch, dass sich junge Frauen schlechter von der zusätzlichen familiären Belastung abgrenzen können. Als verantwortliche Führungskraft gehen einem dazu viele Fragen durch den Kopf: Was kann ich als Verantwortliche tun, um die jungen Frauen zu unterstützen? Ist es hilfreich den Frauen irgendwie unter die Arme zu greifen? Oder erarbeiten wir anschließend die „Lessons-learned“? Was könnte man als Unternehmen tun, um diesen Druck zu minde
Es ist interessant zu beobachten, dass Frauen genauso verfügbar sind wie vorher, während sich Männer aktuell eher zurücknehmen. Diese erleben nun live, dass es nicht ganz so einfach ist, im Homeoffice mit Kindern zu arbeiten – der Respekt vor der Arbeit der Frauen steigt auf Seiten der Männer. Die aktuelle Situation ist vor allem für Frauen – auch in Hinblick auf die Betreuungsproblematik - eine große Chance, ihre Talente und Stärken zu präsentieren. Ein Rückzug aus der Karriereentwicklung bei Frauen ist bei den Unternehmen nicht wahrnehmbar.