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Seminar "Grundkenntnisse des Jahresabschlusses für Nicht-Bilanzierer" in Stuttgart

Nicht nur die heißen Temperaturen brachten die Köpfe zum Rauchen

Eine bunte Runde aus Mitgliedern der Community von Spitzenfrauen BW kam am Donnerstag, den 27. Juni 2019 in Stuttgart zusammen, um sich beim Seminar "Grundkenntnisse des Jahresabschlusses für Nicht-Bilanzierer" mit dem Thema der Unternehmensbilanzierung auseinanderzusetzen. Referent Peter Richter, Gesellschafter der WirtschaftsTreuhand GmbH führte mit viel Fachwissen, Humor und Freude an der Diskussion durch den intensiven Seminartag.

Wer es durch den Berufsverkehr pünktlich nach Stuttgart geschafft hatte, durfte sich erst einmal mit Kaffee und Brezel für die erste Seminarhälfte stärken. Doch vor dem Einstieg ins Thema nutzte Prof. Dr. Burkhardt-Reich, Projektleiterin von Spitzenfrauen BW, die Chance alle Teilnehmerinnen und den Referenten zu begrüßen und über die aktuellen Projektaktivitäten zu informieren.

Diverse Expert/innen-Runde am Seminartisch

Wie üblich bei Spitzenfrauen BW war die Mischung der Teilnehmerinnen sehr divers und ermöglichte einen Austausch über Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg: Von der Agrarwissenschaftlerin zur IT-Salesmanagerin, von der Medizinbranche zur Wissenschaft und von der Physikerin zur Juristin waren die unterschiedlichsten Expertinnen am Seminartisch vereint. Für den Referenten Peter Richter galt es daher zu Beginn, die Motivation der Teilnehmerinnen zu klären: Mit welchen Erwartungen gehen sie ins Seminar? Welchen Hintergrund bringen sie mit? Während die meisten Teilnehmerinnen ihr Wissen auffrischen wollten, waren auch Investorinnen und zukünftige Mandatsträgerinnen dabei, die sich gezielt Bilanzierungsfachwissen aneignen wollten. So oder so: Das Interesse am Thema des Tages, der Unternehmensbilanzierung, war in jedem Fall groß.

Mit Leichtigkeit und großer Expertise führte Peter Richter die Teilnehmerinnen in das unternehmerische Zahlenwerk ein. Als Gesellschafter der WirtschaftsTreuhand GmbH ist Richter, der seit 25 Jahren als Wirtschaftsprüfer und Steuerberater tätig ist, Spezialist für den klassischen baden-württembergischen Mittelstand. Das Spannende daran: Im Gegensatz zu börsennotierten Unternehmen denken und agieren Mittelständler wesentlich langfristiger, was sich auch auf die Bilanz auswirkt.

Alles eine Frage der Interpretation
Wer der Meinung war, die Bilanz eines Unternehmens sei reines Zahlenwerk und unveränderbar, wurde schnell eines Besseren belehrt. Tatsächlich sind die Unternehmenszahlen nicht mehr (und nicht weniger) als eine Datengrundlage, die in den jeweiligen Branchenkontext gerückt und entsprechend interpretiert werden muss. Von Beginn an stand daher die Frage im Raum, welche Beeinflussungsmöglichkeiten Unternehmen auf ihre Bilanz haben und welche Aussagekraft dieser dann überhaupt noch zukommt. Eine heikle Frage, das bei noch heißeren Außentemperaturen in einem zum Glück klimatisierten Seminarraum bis zum Ende des Tages immer wieder diskutiert wurde.

Was Mittelständler von Börsenunternehmen unterscheidet
Zum Beispiel: Der Betriebsprüfer betrachtet die Bilanz eines Unternehmens mit einer ganz anderen Brille als der Wirtschaftsprüfer: Während das Finanzamt sich mehr Gewinn und damit höhere Steuereinnahmen wünscht, möchte der Wirtschaftsprüfer lieber weniger Gewinn und damit weniger Geld, auf das Gläubiger (wie z.B. Fremdkapitalgeber, Banken, Lieferanten) ein Auge werfen. Und während Familienunternehmen die Bilanz über Jahrzehnte im Blick haben, verfolgen Börsenunternehmen viel eher Jahresziele und bilanzieren wesentlich zielgerichteter. Denn ein größerer Gewinn ist hier oft gleichbedeutend mit höheren Boni für das Management. Die Beeinflussung bleibt dabei nicht immer im Rahmen des Zulässigen.

Lebendiger Austausch bis zum Schluss
Bei allen Interpretationsspielräumen darf jedoch das Basiswissen nicht fehlen: Was genau ist Eigenkapital und wozu dient es? Was unterscheidet die Bilanzierung von der Gewinn- und Verlustrechnung? Und was hat es mit der doppelten Buchführung auf sich? All diese grundlegenden Begriffe wurden geklärt, bevor die Gruppe nach der Mittagspause am Praxisbeispiel tiefer in die Unternehmenszahlen einstieg. Am Beispiel von Börlind wurde das am Morgen in der Theorie betrachtete Bilanzierungswissen an der konkreten Unternehmensbilanz erprobt. Auch hier zeigte sich: Am Ende ist (fast) alles eine Frage der Interpretation – kein Wunder also, dass im Seminarraum bis zuletzt lebhaft diskutiert wurde.

Ein großes Dankeschön geht an Herrn Richter und das Team der WirtschaftsTreuhand GmbH für das großartige Seminar und die Betreuung und an alle Teilnehmerinnen für die aktive und interessante Diskussion.