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Und wenn ich es geschafft habe?

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Strategische Kompetenzen sind natürlich auch für die erfolgreiche Mitgestaltung der Entscheidungsprozesse in einem Kontrollgremium extrem nützlich. Die Arbeit im Aufsichtsrat ist vor allen Dingen Teamarbeit – als Einzelkämpferin schafft man es hier selten, sich mit seinen Vorstellungen durchzusetzen. Nur wenn es Ihnen gelingt, die spezifischen Interessenkonstellationen im Gremium zu durchschauen und strategische Koalitionen zu schmieden, können Sie letztlich erfolgreich gestaltend tätig werden.

Das Unternehmen kennenlernen
Deshalb sollten Sie sich als Neueinsteigerin zunächst ein wenig Zeit lassen, um das Kontrollgremium, in das Sie gewählt wurden, sowie das dazugehörige Unternehmen gründlich zu analysieren. Hören Sie gut zu, wer was sagt und wer (was) darauf antwortet. Beobachten Sie genau, wer mit wem in welchen Situationen mit welchem Erfolg interagiert. Versuchen Sie von verschiedenen Seiten so viele Informationen zu sammeln, wie Sie brauchen, um die Machtverhältnisse sowie die Präferenzen der Schlüsselpersonen zu erkennen. Sprechen Sie dazu nicht nur mit Ihren KollegInnen im Aufsichtsrat, sondern auch mit dem Vorstand bzw. der Geschäftsführung sowie mit MitarbeiterInnen und anderen Stakeholdern. Am Ende sollten Sie verstehen, wie die Entscheidungsprozesse im Unternehmen und damit auch im Kontrollgremium, dem Sie angehören, funktionieren. Erst wenn Sie durchschaut haben, nach welchen Spielregeln gespielt wird, können Sie beginnen "mitzuspielen". 

Definieren Sie dann für sich, welche konkreten Ziele Sie mit Ihrer Arbeit im Kontrollgremium verfolgen. Im Anschluss daran können Sie überlegen, welches Vorgehen erfolgversprechend ist. Hier sind in aller Regel mikropolitische Kompetenzen und Analysefähigkeiten hilfreich. 

Ziele und Sparringspartner identifizieren
Wer verfolgt dieselben oder ähnliche Ziele? Wen können Sie davon überzeugen, Sie zu unterstützen? Wen müssen Sie unbedingt ins Boot holen, wenn Sie Erfolg haben wollen? Wer wird dagegen sein? Wer kann auf welche Machtressourcen zugreifen, um sich durchzusetzen? Wem können Sie welchen Deal vorschlagen? etc. 

Mit Geduld und Gelassen ans Ziel
Auch bei der aktiven Mitgestaltung einer wirksamen Aufsichtskultur zum Wohle des Unternehmens müssen Sie immer wieder überprüfen, ob Sie mit Ihren "Schachzügen" erfolgreich waren oder nicht. Wenn Sie sich mit Ihrer Meinung nicht durchsetzen konnten, sollten Sie dies auf keinen Fall persönlich nehmen, sondern mit Geduld und Gelassenheit Ihre Ziele weiterverfolgen. Da der direkte Weg manchmal nicht zielführend ist, sollten auch hier Umwege in Betracht gezogen werden. 

Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie nicht nur in den Nominierungsprozessen, sondern auch in den Entscheidungsprozessen einen langen Atem brauchen, um sich erfolgreich durchzusetzen!

© Dr. Karin Reichel, Harriet Taylor Mill-Institut für Ökonomie und Geschlechterforschung (HTMI) der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin)